Daily Briefing: Luftfracht und Luftverkehr im Fokus am 14. November 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
heute beschäftigen wir uns mit einer Reihe von wichtigen Entwicklungen in der Luftfahrt- und Logistikbranche – von regulatorischen Änderungen über neue Flugverbindungen bis hin zu Investitionen und Upgrades bei Flugzeugen. Unser Überblick zeigt, wie sich die Branche auf globale Herausforderungen einstellt und gleichzeitig ihre Netzwerke und Flotten erweitert.
EU verabschiedet Ende der de minimis-Befreiung – Zoll auf Kleinsendungen ab 2028
Die Europäische Union hat beschlossen, die bisherige de minimis-Regelung bei Importen abzuschaffen – allerdings erst in drei Jahren. Ab 2028 werden Waren im Wert von unter 150 Euro nicht mehr von Zollgebühren befreit sein, sobald der EU-Customs-Data-Hub in Betrieb genommen wird. Diese Änderung betrifft vor allem den E-Commerce-Sektor, da kleine Sendungen künftig stärker besteuert werden. Parallel dazu arbeiten die Minister an einer Übergangslösung, um kurzfristige Probleme für Händler und Logistiker abzumildern. Mehr dazu wie auf The Loadstar berichtet.
US-Luftfracht nahezu unbeeindruckt vom längsten Regierungsstillstand
Die befürchteten massiven Störungen durch den Rekord-Stillstand der US-Regierung blieben in der Luftfracht aus. Laut Judah Levine von Freightos sind die meisten Flugpläne weitgehend normal geblieben, und selbst jene wenigen Verzögerungen dürften bis zum Wochenende ausgeglichen sein. Während die Passagierluftfahrt stärker unter den Einschränkungen litt, zeigt sich die Frachtbranche robust und anpassungsfähig.
Investitionen und Neubauten: Deutsche Aircraft und Air China Cargo setzen auf Zukunft
Am Flughafen Leipzig/Halle fand das Richtfest für die neue Endmontagelinie von Deutsche Aircraft statt. Ab Anfang 2026 soll hier das umweltfreundliche Turboprop-Flugzeug D328 Eco gefertigt werden. Mit bis zu 350 neuen Arbeitsplätzen setzt das Projekt auf nachhaltige Produktion und Wachstum.
In China unterzeichnete Air China Cargo einen großen Kaufvertrag über sechs Airbus A350F, womit das Unternehmen zum ersten Betreiber des modernen Großraum-Frachters auf dem Festland wird. Diese Investition stärkt die Kapazitäten im Luftfrachtbereich und zeigt das zunehmende Engagement Chinas im globalen Frachtmarkt.
Flottenmodernisierung und Streckenerweiterungen: Lufthansa, Etihad, Wizz Air & Co.
Lufthansa verabschiedet sich weiter von der Airbus A340-300-Flotte und nutzt ältere Vierstrahler zunehmend als Ersatzteilspender – ein Zeichen dafür, dass die Flotte konsequent auf modernere und effizientere Modelle umgestellt wird.
Etihad Airways profitiert vom Passagier- und Frachtboom und steigert ihr Angebot nach Wien im Sommerflugplan 2026 deutlich. Die Frequenz der Flüge von Abu Dhabi nach Wien wird von täglich auf elf Flüge pro Woche erhöht, auch mit modernem Airbus A321LR. Diese Verstärkung unterstreicht Wien als strategischen Knotenpunkt zwischen Europa und dem Nahen Osten.
Dagegen wurde Wizz Air in Italien mit einer Strafe von 500.000 Euro belegt. Die Wettbewerbsbehörde bemängelte unzureichende Transparenz bei Werbung für das Jahresabo „Wizz All You Can Fly“. Für das Image der Low-Cost-Airline ist das ein Rückschlag und Mahnung zur Einhaltung von Verbraucherschutzregeln.
Neue Airlines und Routen: Ajet baut Präsenz in Bodrum aus und Air Zeta macht Wien zum EU-Drehkreuz
Die Turkish Airlines-Tochter Ajet stationiert ab Sommer 2026 zwei Flugzeuge in Bodrum und startet dabei in Partnerschaft mit Tui neue Linien zu mehreren europäischen Zielen, darunter Basel, Berlin und Leipzig/Halle. Dies stärkt die Verbindung zwischen der türkischen Ägäis und dem europäischen Markt.
Zudem hebt mit Air Zeta eine südkoreanische Frachtfluggesellschaft in Wien ab und macht die Stadt zum europäischen Hub. Langfristige Handling-Abkommen sowie eine Absichtserklärung signalisieren eine strategische Positionierung Wiens als wichtiger Knotenpunkt im europäischen Frachtverkehr.
Politik und Standortentwicklung: Staatliche Unterstützung für Schiene und Flughäfen
Die Bundesregierung will steigende Schienenmauten abmildern und stellt für 2025 etwa 105 Millionen Euro sowie für 2026 sogar 265 Millionen Euro an Fördermitteln bereit. Ziel ist es, sowohl den Personenfernverkehr als auch den Güterverkehr auf der Schiene zu fördern und die Attraktivität vom LKW auf die Bahn zu verlagern.
Der Bundestag verlängert zudem die Übernahme der Flugsicherungskosten für kleinere Flughäfen für das Jahr 2026. Mit 50 Millionen Euro will der Bund so Wettbewerbsverzerrungen verhindern und die Infrastruktur kleinerer Standorte sichern.
Airbus & Co.: Upgrades, Markteintritte und Flugverbote
Lufthansa Technik hat ein neues Upgrade-Programm für die Businessjet-Version des Airbus A318, den ACJ318 Elite, vorgestellt. Das Programm umfasst maßgeschneiderte technische und Komfortverbesserungen für ein exklusives Flugerlebnis.
Der chinesische Flugzeugbauer Comac wagt erstmals den Markteintritt außerhalb Asiens mit seiner C919. Zielmärkte sind Naher Osten und Afrika, auch wenn die Zertifizierung noch einige Jahre in Anspruch nehmen dürfte.
Nach dem tragischen Absturz einer MD-11-Frachtmaschine von UPS hat die Federal Aviation Administration das Flugverbot für diesen Typ verlängert, um die Sicherheit weiter zu gewährleisten.
Weitere News in Kürze:
- Condor erweitert ab April 2026 mit dreimal täglichen Flügen von Frankfurt nach London-Gatwick.
- US-Airlines reduzieren Flugstreichungen deutlich unter die von der FAA vorgeschriebene Quote – Luftverkehr normalisiert sich.
- Avelo Airlines kündigt für Februar 2026 neue Strecken in den USA an.
- Ajet und Tui intensivieren ihre Zusammenarbeit für neue Verbindungen ab Bodrum.
Auch heute zeigt sich die Luftfracht- und Luftverkehrsbranche in Bewegung: Regulatorische Neuerungen, Investitionen in neue Technik und Kapazitäten sowie politische Förderungen prägen die Entwicklungen. Wir behalten für Sie die Märkte im Blick und informieren Sie täglich über alles Relevante aus der Welt der Luftfracht.
Ihr Airfreight Insider Team
