Daily Briefing – 30. September 2025
Willkommen zu Ihrem aktuellen Marktüberblick in der Luftfrachtbranche. Heute beleuchten wir wichtige Entwicklungen von Flughäfen in Europa, neue Kooperationen in der Flugzeugsystementwicklung sowie branchenspezifische Herausforderungen und Chancen – mit einem besonderen Blick auf Wettbewerbsfähigkeit, Arbeitsbedingungen und geopolitische Einflüsse.
Flughäfen & Airlines: Flughafengebühren, Ausbau und Marktbewegungen
Gute Nachrichten für die Airlines am Flughafen Amsterdam-Schiphol: Nach intensiven Gesprächen mit den Fluggesellschaften wird die ursprünglich geplante Gebührenerhöhung von fünf Prozent im Jahr 2026 zurückgenommen. Die Fluggesellschaften können somit auf eine Entlastung hoffen, auch wenn die Luftfahrt-Organisation BARIN darauf drängt, dass Schiphol angesichts des Kostenanstiegs von 41 Prozent in diesem Jahr weitergehende Entschädigungen leisten müsse – ihre Kritik lautet, Schiphol habe „die Hand überschritten“. Gleichzeitig verlieren KLM am Standort Schiphol nach jüngsten Streiks wichtige Partnerkunden für die Bodenabfertigung: Air France und Delta ziehen ihre Aufträge zu anderen Dienstleistern ab, was die aktuellen Arbeitskonflikte in den Fokus rückt.
In Frankfurt steht das neue Terminal 3 kurz vor der Eröffnung: Nach zehn Jahren Bauzeit hat der Neubau alle behördlichen Abnahmen erhalten und tritt nun in die finale Phase bis zur Inbetriebnahme ein – eine wichtige infrastrukturelle Errungenschaft für den größten deutschen Airport, wie aeroTELEGRAPH berichtet.
Auch der Flughafen Genf vermeldet eine wichtige Personalentscheidung: Jean-François de Saussure wird ab 1. November neuer Generaldirektor und tritt damit die Nachfolge des bisherigen Managements an. Mit frischer Führung könnten neue Impulse erwartet werden.
In Sachsen freuen sich die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden über deutlich mehr Flüge zum Start der Herbstferien, vor allem zu beliebten Sonnenzielen.
Passagiermarkt: Preisverschiebungen und neue Routen
Im Passagiersegment zeichnet sich eine klaffende Schere bei den Ticketpreisen ab. Während Premiumtickets in Business- und First Class tendenziell teurer werden, gibt es gleichzeitig Vergünstigungen für Economy-Plätze – ein Trend, der auf einen verstärkten Wettbewerb im Niedrigpreisbereich hindeutet. Zudem baut Hainan Airlines ihr China-Netzwerk in Europa weiter aus: Ab Ende November verbindet die Airline Brussels Airport nonstop mit Chongqing, womit Brüssel künftig auf insgesamt vier chinesische Destinationen zugreifen kann.
Außerdem stellt German Airways zum Start der Finalwoche der DTM-Rennserie eine Embraer E190 im auffälligen DTM-Look vor – ein gelungenes Marketing-Highlight für die deutsche Charter- und Wet-Lease-Flotte.
Branchenentwicklung: Kooperationen & Produktionsinnovation
In der Entwicklung von Flugzeugsystemen kooperieren mit Akkodis und Deutsche Aircraft zwei bedeutende Player. Akkodis bringt sein digitales Engineering-Know-how in die Partnerschaft ein, um gemeinsam zukunftsweisende Flugzeuge zu entwickeln. Der österreichische Zulieferer FACC betont im Interview seine Innovationskraft und arbeitet bereits heute an der nächsten Flugzeuggeneration mit mindestens 15 Prozent Effizienzsteigerung – Stichwort Nachhaltigkeit und technische Neuerungen, die auch Flugtaxis zum Thema machen.
Aus China kommen ambitionierte Signale mit Blick auf Afrika: Der Flugzeughersteller Comac versucht, seine C919 regional in Afrika zu etablieren. Nigeria erwägt als erstes afrikanisches Land die Zulassung des Jets – im Gegenzug sollen Wartungs- und Leasingdienste den Einstieg erleichtern. Ein weiter Schritt für die chinesische Luftfahrtindustrie, die zunehmend globale Märkte erschließt.
Arbeitsmarkt & Sicherheit: Prekäre Bedingungen und Streikfolgen
Eine aktuelle Studie der Universität Gent offenbart alarmierende Arbeitsbedingungen bei europäischen Flugbesatzungen, insbesondere bei Billigfluggesellschaften. Piloten und Kabinenpersonal kämpfen mit prekären Verträgen, was auch von der Gewerkschaft Verdi als sicherheitsrelevant bewertet wird. Dieser Befund wirft ein Schlaglicht auf strukturelle Probleme in der Branche, die sich unter anderem in den jüngsten Streiks bei KLM niedergeschlagen haben.
Zudem berichtet das Logistikunternehmen Expeditors International nach jahrelanger stabiler Personalpolitik nun von einem radikalen Kurswechsel mit Entlassungen – ein Indiz für zunehmende Belastungen und Umbrüche im Sektor der Speditionen.
Geopolitik & Handel: US-Zölle und chinesische Exportkontrollen
US-Konsumenten müssen sich auf weitere Preissteigerungen einstellen: Die Trump-Administration weitet die Zölle unter Abschnitt 232 aus und erfasst künftig auch importiertes Holz und Holzderivate, was die Preissituation zusätzlich belastet. In China verschärfen die Behörden die Kontrollen für sogenannte Dual-Use-Güter – etwa seltene Erden und Spezialautomobilteile. Anbieter wie Chapman Freeborn und Sino Shipping berichten von großem Compliance-Aufwand und wachsendem Druck auf die gesamte Lieferkette.
Weitere Meldungen
- Der russische Logistikkonzern Volga-Dnepr wird offensichtlich zerschlagen: Aeroflot übernimmt sechs 737-800BCF und zwei 747-400F für insgesamt rund 130 Millionen US-Dollar als Teile-Deal.
- Das strafgerichtliche Berufungsverfahren zum Absturz von Air France Flug 447 begann in Paris; Airbus und Air France weisen weiterhin jede Schuld von sich.
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