Daily Briefing – Luftfracht und Luftverkehr am 22. Juni 2025
Der Konflikt im Nahen Osten verschärft sich und hat unmittelbare Auswirkungen auf die Luftfahrtbranche. Nach US-Angriffen auf iranische Nuklearanlagen reagieren zahlreiche Airlines mit massiven Flugstreichungen und großflächigen Luftraumsperrungen. Gleichzeitig steigt die Auslastung alternativer Routen, etwa über Afghanistan, spürbar an. Außerdem stehen weitere wichtige Entwicklungen bei Airlines und Herstellern an – unser Überblick.
Konflikt am Nahen Osten: Flugstreichungen, Luftraum-Sperrungen & Ausweichrouten
Nach dem US-Angriff auf das iranische Nuklearzentrum Fordow – bei dem Massiveinsatz von B2-Bombern mit sogenannten „Bunkerbuster“-Bomben bestätigt wurde – haben Airlines wie Emirates, Etihad, Lufthansa, Qatar Airways und viele weitere den Luftraum über großen Teilen des Nahen Ostens gesperrt. Die Fluggesellschaften reagieren mit teils umfangreichen Flugstreichungen sowie der Umplanung von Routen.
Das israelische Luftraum hat kurzzeitig eine Teilöffnung für humanitäre und Rettungsflüge erhalten, doch große Teile bleiben geschlossen, wie die israelische Flughafenbehörde berichtet. Airlines meiden die Region weiterhin konsequent, was laut FlightRadar24-Daten im Luftraum über Afghanistan zu einem starken Anstieg des Flugverkehrs führt – eine bislang eher selten genutzte Route wird damit deutlich wichtiger für den internationalen Verkehr.
KLM-CEO Marjan Rintel betont, dass das Unternehmen keinerlei Kompromisse bei der Sicherheit eingeht und im ständigen Austausch mit verschiedenen Regierungsstellen steht, um den Betrieb trotz des Konflikts möglichst sicher zu gestalten.
Business-News und Airline-Entwicklungen
In Europa bereiten sich Airlines hingegen auf die sommerliche Hochsaison 2025 vor: Brussels Airlines erwartet eine Rekordauslastung von fast 2 Millionen Passagieren und stockt ihre Flotte für den Zeitraum auf 50 Flugzeuge auf.
Im Bereich der Langstreckenflüge setzt die tunesische Nationalairline Tunisair aktuell auf Verstärkung durch eine Wet-Lease-Lösung mit einem Airbus A340-300 der Universal Sky Carrier (USC), um Kapazitäten etwa auf den Strecken nach Montreal und Marseille zu stabilisieren.
Eine andere Neuigkeit betrifft die Lufthansa-Gruppe: Die geplante Wiederaufnahme der Verbindung Innsbruck–Frankfurt wurde kurzfristig abgesagt, nachdem Lufthansa sich aus den Verhandlungen mit Sky Alps zurückgezogen hat.
Auf dem Markt für Übernahmen bringt Bewegung: Turkish Airlines beabsichtigt einem Bericht von Reuters zufolge, in die Übernahmerennen um ein Minderheitsbeteiligung an Air Europa einzusteigen. Auch Air France-KLM und die Lufthansa Group zeigen Interesse an der spanischen SkyTeam-Airline.
Nachhaltigkeit und Sicherheit im Fokus
Im Rahmen von Nachhaltigkeitsinitiativen haben Airbus und Air France-KLM eine Vereinbarung unterzeichnet, um die Nutzung nachhaltiger Flugkraftstoffe (SAF) bei Geschäftsreisen der Airbus-Mitarbeiter zu fördern – um die CO₂-Emissionen im Luftfahrtbereich zu reduzieren.
Im Bereich Sicherheit findet am Flughafen Berlin Brandenburg (BER) aktuell ein Safety Day statt, der das Bewusstsein für operative Gefahren erhöhen soll. Darüber hinaus gab es jüngst Umstrukturierungen bei Deutsche Aircraft mit der Neubesetzung der CEO-Position und Diskussionen um die Führungsstruktur der Deutschen Bahn.
Weitere Nachrichten im Überblick
- Air India steht wegen Verstößen gegen die Pilotenflugzeitregelungen unter massivem Druck. Die Luftfahrtaufsicht ordnete die Absetzung mehrerer Führungskräfte an.
- Die brasilianische Seaborne Airlines, eine Regionalfluggesellschaft mit Sitz auf Puerto Rico, droht zahlungsunfähig zu werden. Die Nella-Gruppe plant eine Rettungsinvestition.
- Russland setzt bei der Pilotenausbildung künftig auf ein neues heimisches Schulungsflugzeug, das mit einem eigens entwickelten russischen Motor ausgestattet sein wird, um die Abhängigkeit von westlicher Technik zu verringern.
- Die Produktion des Militärtransporters Airbus A400M ist durch neue Aufträge aus Spanien und Frankreich bis mindestens Frühjahr 2029 gesichert.
- In Bern berichten Helvetic Airways-Piloten von den besonderen Herausforderungen beim Anflug auf den relativ kleinen Flughafen der Schweizer Hauptstadt.
- Zum aktuellen Stand des Prozesses der Flugunfallermittlungen erläutert airliners.de anschaulich die Abläufe und Ziele, die nach Flugzeugunglücken weltweit verfolgt werden.
Die Luftfahrtbranche steht derzeit an einem Wendepunkt zwischen geopolitischer Unsicherheit, wachsender Nachfrage und notwendiger Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit und Sicherheit. Wir bleiben für Sie am Ball und berichten weiterhin täglich aktuell.
Ihr Redaktionsteam von airfreightinsider.com